Wenn du bereits eine Zeit lang, vielleicht sogar schon viele Jahre, Muskelaufbau betreibst und dir ein Leben ohne Muskeltraining gar nicht mehr vorstellen kannst, dann kennst du es sicherlich. Du schaust in den Spiegel und fühlst dich viel zu schmal. Arm- und Brustumfänge sind in deinen Augen viel zu klein und auch den Schultern würden mehr Muskelmasse guttun. Vielleicht findest du dich auch im Vergleich zu anderen Athleten zu schmächtig, du denkst, dass du viel zu „normal“ aussiehst.
Wenn du dich jetzt angesprochen fühlst, dann hast du wie viele andere ambitionierte Fitnesssportler ein Problem mit deiner Selbstwahrnehmung. Es geht hierbei primär um körperliche Wahrnehmungsstörungen, die dir ein falsches Bild von der Realität geben und dich zwingen, immer härter zu trainieren und mehr Gas zu geben. Muskeldysmorphie oder Adonis-Komplex sind Fachbegriffe, die solche Leiden beschreiben. Eine gute Nachricht vorweg: Du bist nicht allein mit diesem Problem! Viele erfahrene Kraftsportler und Bodybuilder haben ein verzerrtes körperliches Wahrnehmungsbild von sich selbst.
In diesem Artikel erfährst du, wie sich eine Wahrnehmungsstörung bemerkbar macht und wie du am besten damit umgehst.
Inhaltsverzeichnis
- Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper – Muskeldysmorphie
- Gestörtes Selbstbild
- Realisiere deine Erfolge
- Fazit
- Das ausführliche Video von Simon zum Thema Wahrnehmungsstörung - Muskeldysmorphie findest du hier
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper – Muskeldysmorphie
Muskeldysmorphie betrifft vor allem Fitnesssportler, die jahrelang intensives Krafttraining betreiben. Muskeldysmorphie ist eine Körperwahrnehmungsstörung, die überwiegend bei Männern anzutreffen ist. Die Muskeldysmorphie ist auch unter den Begriffen Muskelsucht, Adonis Komplex oder Reverse Anorexia bekannt.
Die Fitnesssportler sehen sich selbst dabei wesentlich unmuskulöser und schmächtiger als sie wirklich sind. Ähnlich wie bei Magersüchtigen besitzen sie eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers. Sie versuchen deshalb, zwanghaft Muskeln aufzubauen. Obwohl sie daraufhin immer breiter und muskulöser werden, werden sie immer unzufriedener.
Die Körperideale und Vorbilder der Betroffenen ändern sich mit zunehmender Muskelmasse. War zu Beginn noch ein trainierter Körper wie beispielsweise der von Rocky das non plus Ultra, so ist es nach ein paar Jahren ein massiv mit Muskeln bepackter Körper wie der von Profibodybuilder Phil Heath. Da man sich selbst allerdings immer sehr schmal empfindet, geht die Schere zwischen der eigenen Wahrnehmung und den persönlichen Zielen immer weiter auseinander. Das führt bei betroffenen Personen zu einer stetig wachsenden Unzufriedenheit und sogar teilweise zu Depressionen.
Der Wahrnehmungskomplex der Muskelsucht ist sehr stark verbreitet, sodass sich sogar ganze Bücher mit der Thematik beschäftigt haben und dem Adonis-Komplex auf den Grund gegangen sind.
Gestörtes Selbstbild
Die Fitness- und Bodybuildingszene ist eine Nische und ein Bereich, der für „normale Leute“ schwer greifbar ist. Das vergessen viele Fitnessathleten und Bodybuilder, die schon Jahre lang am Eisen sind. Was sie als muskulös empfinden, hat für Außenstehende ganz andere Dimensionen. Somit werden auch in den Medien „muskulöse“ Körper gezeigt, die für erfahrene Eisensportler eher schmal und untrainiert sind. Für Außenstehende sind aber diese Körperideale aus den Medien schon recht muskulös.
Personal Trainer Simon Teichmann aus Düsseldorf ist auch wie viele andere von Muskeldysmorphie betroffen: „Auch ich erkenne an mir, dass ich ein gestörtes Selbstbild von meinem Körper habe. Als ich mir mal eine neue bestimmte Lederjacke anschaffen wollte, bekam ich von meiner Frau zu hören, dass sie mir nicht passen und viel zu klein sein würde. Ich dachte jedoch, dass ich problemlos hineinpassen würde, dem war aber nicht so und meine Frau behielt Recht. Ich war viel zu breit für diese Jacke. Je länger wir trainieren, desto mehr driftet unsere Wahrnehmung von der Realität ab.“
Realisiere deine Erfolge
Gerade wenn man schon lange am Eisen ist, sieht man seine Erfolge und Ergebnisse nicht oder nicht genug. Lasse dir deshalb mal von deinem Umfeld ins Gesicht sagen, wie du aussiehst. Du wirst feststellen, dass die Meinungen eindeutig sind und dich alle als deutlich muskulöser sehen als du dich selbst einschätzt.
Du solltest nicht nur dein eigenes Bild deines Körpers in Betracht ziehen, sondern dir auch die Meinung anderer anhören. Außerdem solltest du deinen Körper objektiv betrachten und in Vergleich zu deinem Umfeld setzen. Wenn du dich zum Beispiel schmaler als deine Kollegen im Gym empfindest, dann stelle dich mal neben sie und betrachte dich objektiv. Misst eure Umfänge und du wirst tatsächlich sehen, ob du unmuskulöser bist oder nicht.
Vergiss nicht, dass du den Zustand deiner alten Vorbilder bereits erreicht hast und sogar vielleicht schon muskulöser bist. Simon Teichmann von BodyIP hatte beispielsweise in seiner Kindheit den Körper von Rocky als absolutes Ideal angesehen. Doch dann vergaß er, dass er sich mit der Zeit längst viel mehr weiterentwickelte. „Viele von euch sind absolut muskulös, sehen es aber nicht. Lasst es euch von anderen sagen!“
Was früher dein absolutes Ziel war, ist heute wahrscheinlich nicht mehr erstrebenswert. Sei dir bei noch größeren Vorbildern bewusst, dass auf Profiniveau neben Fleiß und Ehrgeiz auch andere Dinge wie Genetik und illegale Substanzen eine große Rolle spielen und du dich nicht fertig machen musst, wenn du dieses Niveau nicht erreichst.
Fazit
Körperliche Selbstwahrnehmungsstörungen sind nicht zu unterschätzen. Wenn du auch zu den Personen gehörst, die ihre körperliche Verfassung viel schlechter einschätzen als sie wirklich ist, dann hinterfrage deine Wahrnehmung, gehe objektiv an die Sache heran, vergleiche dich mit anderen und sprich mit den Leuten aus deinem Umfeld.
Unser Wahrnehmungsbild ist verzerrt aufgrund der immer größer werdenden Vorbilder. Wenn du dir aber bewusst machst und erkennst, dass du bereits viel erreicht hast und viel Muskulatur aufgebaut hast, dann wird dich der Adonis-Komplex nicht mehr runterziehen können und dein Selbstwertgefühl wird steigen.
Wenn du noch mehr zum Thema "Muskelaufbau" wissen möchtest, sind unsere Blog-Artikel in der Kategorie Training genau das richtige für dich!
Das ausführliche Video von Simon zum Thema Wahrnehmungsstörung - Muskeldysmorphie findest du hier